Er muss schon von Berufs wegen solche Sachen sagen, denn Götze ist einer seiner wichtigsten Angestellten, wenn es darum geht, die Ziele der kommenden Saison – und auch danach, die Zeit soll es ja auch geben – zu erreichen. Tuchel kann es sich nicht leisten, diesen Mann von der Kritik derart ramponieren zu lassen, dass diesem auch das letzte bisschen Selbstvertrauen noch abhanden kommt und Tuchel Woche für Woche individuelle Aufbauarbeit leisten muss.
Doch der Fall Götze ist etwas anders gelagert. Es geht um einen jungen Mann, der ein erstaunliches Talent zum Fußballspielen hat. Doch wenn dieses Talent nicht in all seiner Schönheit zum Vorschein kommt, dann wettern die Kritiker wütend vor sich hin. Damit lebt Götze spätestens, seit er vom BVB zum FC Bayern ging. Sein Image mag in dieser Zeit schwer gelitten haben, aber die Einstellung zu seinem Beruf war nie zu rügen. Er ist ein junger Mensch, dem die Dinge, die ihm immer leicht gefallen sind, gerade nicht so leicht fallen. Über ihn herzufallen, wie es der Ex-Profi und Fernseh-Experte Jens Lehmann jüngst in wunderbar undifferenzierter Weise getan hat, ist gefährlich.
Kritik gehört definitiv zu diesem Geschäft, das seinen Protagonisten Millionen in die Taschen spült. Aber Menschen bleiben Menschen. Sie machen Fehler, sie zweifeln, sie hadern – und wenn sie klug sind, dann lesen sie nicht all das, was so mancher recht fahrlässig in die Welt hinausposaunt. Denn dann zweifelten und haderten sie in einem Ausmaß an und mit sich, dass es kaum zu verantworten scheint.
Zu seiner besten Zeit galt Mario Götze als eine Art Wunderkind. Ihm und anderen mehr Wunden zuzufügen als nötig, gilt es zu vermeiden.